Einfach bezaubernd, filigran und lebensfroh: Die Glaskunst an der Glasstraße

25 Geschichten rund um das Thema Glas

Erfahrt jetzt mehr über unsere Glasgeschichte im Bayerischen Wald und Oberpfälzer Wald: Mit unseren Stories zum 25jährigen Jubiläum der Glasstraße, welches 2022 gefeiert wurde.

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Phantasie, Kunst, Innovation, Design, Hightech, weltweite Kunden, aber auch touristische Attraktion, Tradition, Historie, Handwerk, Heimatverbundenheit, Gemeinschaftsgefühl – die einzelnen Bedeutungen all dieser Begriffe sind sehr unterschiedlich. Zusammengenommen passen sie alle aber hervorragend, um einen Werkstoff und das dazugehörende Gefühl zu charakterisieren, der im Oberpfälzer Wald und im Bayerischen Wald viel mehr ist als „nur“ ein Material. Er ist gleichzeitig Lebensgefühl, „Täglichbrot“, Identifikationsobjekt, ja für manche gar Lebensinhalt: Glas! Diese breite Palette an Eigenschaften, aber auch an Fakten und Emotionen wollen wir  mit diesen 25 Geschichten herausstellen. Sie stehen aber nur symbolhaft für viele weitere „Stories“, die es lohnen, erzählt zu werden. 

Ostbayerisches Glas lässt die Welt in mehr als 5.000 Farben leuchten

Die Glashütte Lamberts aus Waldsassen im Landkreis Tirschenreuth ist heute Weltmarktführer für traditionell gefertigtes, mundgeblasenes Flachglas und einer der wenigen Hersteller auf dem Globus, die dieses Handwerk noch beherrschen. 

Sie rücken die Frauenkirche in Dresden ins rechte Licht, strahlen im Kölner Dom und funkeln in den Luxus-Lounges von Flughäfen und Konzernzentralen rund um den Globus — mundgeblasene Flachgläser aus dem Oberpfälzischen Waldsassen. Dort produziert die Glashütte Lamberts seit über hundert Jahren hochkomplexe Farbglastafeln, die immer noch so hergestellt werden, wie einst im Mittelalter, als in ganz Europa mächtige Kirchenbauten mit strahlenden, bunten Fenstern entstanden. 

Heute ist Lamberts Weltmarktführer für traditionell gefertigtes Fensterglas und einer von zwei Herstellern auf dem Globus, die dieses Handwerk noch beherrschen. 2016 gelang der Traditionshütte ein besonderer Coup: Nach jahrelangen Bemühungen nahm die Deutsche UNESCO-Kommission die Flachglasfertigung von Hand in die Liste des nationalen Kulturerbes auf. 

Auch Londons berühmtestes Wahrzeichen ist seit Neuestem, zumindest zum Teil ein Oberpfälzer: Mit dem Abschluss der Big- Ben-Sanierung im Jahr 2021 strahlen auch die vier gigantischen Zifferblätter in neuem Glanz. Jedes der riesigen Mosaike hat sieben Meter Durchmesser und besteht aus mehr als 300 einzelnen, mundgeblasenen Glasscheiben aus dem Hause Lamberts. 
Der Auftrag für den Big Ben — er umfasste rund 1.300 je rund 60 Mal 90 Zentimeter große Scheiben — war nicht das erste Geschäft, das Lamberts mit den Briten machte: Sogar für die englische Königin Elisabeth II. haben die ostbayerischen Glasmacher schon die Scheiben für ein prächtiges Kirchenfenster gefertigt. Es war ein Geschenk des englischen Parlaments zum 60. Thronjubiläum der Queen und hängt heute im Westminster-Palast, dem Sitz des englischen Parlaments. 
Seit rund 2.000 Jahren beherrscht der Mensch die Kunst des Glasblasens und seit etwa 800 Jahren gibt es Fensterglas. Auch wenn Glas inzwischen überwiegend maschinell produziert wird — in Waldsassen im Oberpfälzer Wald lebt das Glasmacher-Handwerk bis heute weiter. 

In der 1906 gegründeten Glashütte Waldsassen haben die Glasmacher diese traditionellen Fertigungsmethoden erhalten und perfektioniert. Mit 70 Mitarbeitern und einer Exportquote von über 75 Prozent ist das mittelständische Unternehmen aus der nördlichen Oberpfalz heute Deutschlands einziger Hersteller und gleichzeitig Weltmarktführer. 

Für die traditionelle Herstellung von Glas werden Quarzsand, Soda und Kalk vermischt - je nach Art des Glases in unterschiedlichem Verhältnis. Anschließend wird das Gemisch im Hafenofen geschmolzen und dann mit der Glasmacherpfeife von einem Meister mit viel Geschick und Erfahrung zu einem Zylinder geblasen. 
Dieser Zylinder wird schließlich der Länge nach aufgeschnitten und zu einer flachen Glasscheibe gestreckt. 

Das Besondere an der traditionellen Glaskunst aus Ostbayern: die Lamberts-Flachgläser lassen sich in jeder nur denkbaren Farbe herstellen. 

Über 5.000 Farbmischungen sind in der Glashütte Lamberts verfügbar, weit mehr als irgendein anderer Glashersteller liefern kann. Die scheinbar unendliche Farbvielfalt wird durch fein dosierte Beigaben von Gold und Silber, Eisen, Kupfer, Nickel und anderen Metallverbindungen erreicht. 

Für ihre herausragenden Verdienste in der europäischen Denkmalpflege ist die Glashütte Lamberts bereits mehrfach ausgezeichnet worden. So wurde die Waldsassener Glasmanufaktur 2015 in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen. 2016 gelang der Traditionshütte ein besonderer Coup: Nach jahrelangen Bemühungen nahm die Deutsche UNESCO-Kommission die Flachglasfertigung von Hand in die Liste des nationalen Kulturerbes auf. 
Auf ihrem Weg in die Zukunft setzt Lamberts neben Tradition auf Innovation: Seit 2021 arbeiten die Glasmacher mit einem neuen, hochmodernen Schmelzofen. Ein besonderes Denkmalschutz- Isolierglas und ein spezielles mundgeblasenes UV-Schutz-Glas begeistern Architekten und Restauratoren. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird bei Lamberts großgeschrieben: Die energieintensive Fertigung folgt neuesten Umweltstandards. 
www.lamberts.de 
www.tourismus.waldsassen.de

Gläserne "Mini-Safes" für Milliarden Corona-Impfdosen

Es sind wenige Milliliter einer transparenten Flüssigkeit, die der Welt neue Hoffnung geben: Seit der Zulassung der ersten Impfstoffe gegen das Corona-Virus Ende 2020 gab es Licht am Ende des Tunnels der Pandemie. Eine ostbayerische Glashütte sorgt seitdem weltweit maßgeblich dafür, dass die Vakzine Impfzentren und Arztpraxen sicher erreichen:  „Jede zweite Impfdosis weltweit steckt in einem Glasrohr der Schott AG und zwei Drittel davon kommen aus Mitterteich“, sagt Stefan Rosner, der Standortleiter des Schott-Glaswerks in Mitterteich (Kreis Tirschenreuth) in der nördlichen Oberpfalz. 
 

Zum Einsatz kommt dabei ein hochreines Borosilikatglas, das vor mehr als 130 Jahren von Firmengründer Otto Schott entwickelt wurde. Das Material schützt als eine Art „gläserner Mini-Safe“ das Impfserum vor jeglichen Wechselwirkungen mit dem Behälter. 
Schott unterstützte den Kampf gegen COVID-19 nach eigenen Angaben bisher bereits mit Pharmafläschchen für rund zwei Milliarden Impfungen. Der Hersteller traf früh Lieferabkommen mit führenden Pharmaunternehmen – darunter auch Teilnehmer der so genannten „Operation Warp Speed“, der von der US-Regierung ins Leben gerufenen Initiative zur Herstellung von Impfstoffen gegen das neue Corona-Virus. 

Die Geschichte der Glasproduktion in Mitterteich reicht bis in das Jahr 1883 zurück. Im Jahr 1930 wurde das Glaswerk in Mitterteich der Schott AG gemeinsam mit dem Werk Grünenplan der Deutschen Spiegelglas AG angegliedert. 1885 erfand Otto Schott das chemisch resistente Borosilikatglas, das auch in Röhrenform hergestellt wurde. 1911 wurde ein Glasrohr entwickelt, das sich besonders gut zur Herstellung von Ampullen eignete. Das Glas wurde 1911 unter dem Markennamen Fiolax registriert und ist bis heute eines der wichtigsten Produkte der Schott AG am Standort Mitterteich. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Jahren 1947 bis 1948, wurde in Mitterteich mit der Produktion von Fiolax-Glasröhren begonnen. 1961 entschied Schott, Mitterteich als Standort der Glasrohr-Produktion auszubauen und zu modernisieren. 
1969 vereinbarten Vertreter der heutigen Schott AG und der Glaswerke Ruhr AG die Gründung eines gemeinsamen Tochterunternehmens. Dessen Sitz, die Verwaltung und der Vertrieb wurden 1972 nach Bayreuth verlegt. 1990 erhielt das Unternehmen den Namen Schott-Rohrglas GmbH. 2001 entstand in Mitterteich ein neues Verwaltungsgebäude. Vor zehn Jahren, 2012, wurde die Schott-Rohrglas GmbH mit ihrem Mutterkonzern, der Schott AG, verschmolzen. 

Das Unternehmen produziert heute gläserne Röhren, Stäbe und Profile aus rund sechzig Spezialglasarten. Mit über 1.000 Beschäftigten ist der Standort der Schott AG einer der größten Arbeitgeber in der nördlichen Oberpfalz. In Mitterteich befindet sich der größte Standort der Business Unit Tubing. 
www.schott.com
www.mitterteich.de

300 Jahre Handwerkstradition: Glasofenbauer von Weltruf

Um Glas schmelzen, formen und bearbeiten zu können, braucht es vor allem eins: Hitze. Ab etwa 600°C (je nach Glasart) erweicht das Glas und beginnt sich zu verformen, ab zirka 1.500°C ist es so weich, dass es flüssig zu sein scheint. Viele der gigantischen Glasschmelzöfen, die bis heute weltweit im Einsatz sind, stammen aus einer kleinen Gemeinde in der Oberpfalz: aus Plößberg im Kreis Tirschenreuth im Oberpfälzer Wald. 
 

Bereits 1719 wird in einer Aufzeichnung der Maurermeister Hans Georg Horn aus Plößberg genannt, der eine Schmelzofen-Reparatur in der nahegelegenen Altglashütte vornahm. Bis zur vollen Blüte dieser Handwerkstradition sollte es aber noch mehr als 100 Jahre dauern. Die Plößberger konzentrierten sich auf die Bearbeitung von feuerfestem Steinmaterial in Kombination mit dem Bau von Glasschmelzöfen – ein Handwerk, das sie bald perfekt beherrschten. In der Umgebung waren zu dieser Zeit bereits zahlreiche Glashütten entstanden. Die Glasöfen wurden damals nur mit Holz beheizt. Ein Glasofen hielt meist nur einen Sommer. Hatte ein Glashüttenbetreiber zur damaligen Zeit einen „kalten Ofen“, so musste der schadhaft gewordene Ofen abgerissen und neu aufgebaut werden. Dazu rief man die Plößberger Ofenbauer oder wie sie auch genannt wurden, die Ofenmaurer. 
Schon zu dieser frühen Zeit, so ist in alten Chroniken nachzulesen, wanderten die Glasofenbauer in die benachbarten Glashütten in Böhmen, im Bayerischen Wald oder in Thüringen. Diese Tätigkeit war eine Saisonarbeit und nur in den Sommermonaten möglich. Im Frühjahr zogen die Plößberger Ofenmaurer zu Fuß los und wanderten längs des Oberpfälzer Waldgürtels von einer Glashütte zur anderen. Monatelang waren sie oft bis zum Herbst in Gruppen von 10 bis 20 Mann unterwegs. 
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts stellten die Glashütten ihre Feuerung von Holz auf Kohle um. Mit der Eisenbahn ließen sich Kohle, Rohstoffe und Glasprodukte in großen Mengen schnell zu neuen Standorten transportieren. 

Das bereitete die Grundlage für den Siegeszug der Plößberger Ofenbauer auf der ganzen Welt: 

Aus Schweden, England, Frankreich, Spanien, Italien und vom Balkan ereilte sie der Ruf. Selbst nach Russland und Persien ließ man sie kommen. Sie fuhren über die Ozeane nach Amerika und nach Ostasien. 
Plößberg hat mit dem Glasofenbau ein herausragendes, handwerkliches und inzwischen hochtechnisches Gewerbe über Jahrhunderte behaupten und weiterentwickeln können, heißt es in der Ortschronik. 

Die Geschichte der „Plößberger Ofenmaurer“ erzählt heute das Glasschmelzofen-Museum im Rathaus der Gemeinde unter anderem mit Modellen von zwei Öfen, Werkzeugen, Plänen, Dokumenten und Bildern. 

Eine Glasausstellung zeigt eine große Anzahl von hochwertigen Exponaten, die in Glasschmelzöfen der Plößberger Ofenbauer hergestellt wurden. www.ploessberg.de

Weiden in der Oberpfalz: Tischkultur mit großer Geschichte

Wer Weiden in der Oberpfalz besucht, findet dort imposante Zeugen eines Baubooms, den der Aufstieg der Stadt zur Industriemetropole ausgelöst hat: Weiden erhielt 1863 einen Bahnanschluss, der Glas- und Porzellanbetriebe von Weltrang aufblühen ließ. In Weiden inmitten des Oberpfälzer Waldes waren es vor allem Flachglas und Industrieglas, die im großen Stile die Märkte eroberten. 
 

Bis heute ist Weiden eine wichtige Produktionsstätte des Unternehmens Nachtmann, das weltweit für feinstes Kristallglas aus Bayern steht. Das Werk gibt es seit knapp 40 Jahren. 
Nachtmann selbst hat seinen Unternehmenssitz in der Nachbargemeinde Neustadt an der Waldnaab. 
Große Tischkultur ist seit jeher auch in der mittleren Oberpfalz zu Hause:  Weiden gilt als Stadt des Porzellans. 

Der bereits erwähnte Anschluss Weidens an das Eisenbahnnetz 1863 und der dadurch ermöglichte günstige Transport von Rohmaterialien führte dazu, dass der Chemiekaufmann August Bauscher aus Hanau, der als Teilhaber einer Porzellanfabrik in Tirschenreuth die Herstellung des Porzellans selbst erlernt hatte, mit seinem Bruder Conrad Bauscher, der von Haus aus Konditor war und über eine große technische Begabung verfügte, im Jahr 1881 in Weiden eine Fabrik für Hotelporzellan aufbaute. Dort arbeiteten 1925 mehr als 1.400 Menschen. Die große Bauscher-Porzellantradition lebt heute unter dem Dach der BHS tabletop AG weiter — das B steht darin für Bauscher. 
Eng verbunden mit Weiden ist der Name Seltmann, das bis heute für Markenporzellan von höchster Güte und für höchste Ansprüche steht: Christian Seltmann erwarb im Jahr 1910 in der Pressather Straße in Weiden ein Grundstück und legte dort den Grundstein für sein eigentliches Lebenswerk, die Porzellanfabrik Christian Seltmann für Gebrauchs- und Luxusporzellan. Zur Porzellanfabrik Christian Seltmann GmbH Weiden gehören auch Marken wie die die Kgl. priv. Porzellanfabrik Tettau und seit den 1990-er Jahren auch drei Thüringer Porzellanmanufakturen. Zur Geschichte Weidens als Stadt des Porzellans gehört auch die Porzellanfabrik Bavaria AG Ullersricht. Sie entstand 1920, wurde aber Opfer der Weltwirtschaftskrise 1929 und deren Folgen – und verschwand bereits 1933 vom Markt. 

Weiden: Beeindruckende Keramik-Schätze aus sieben Jahrtausenden 
Die Geschichte der Keramik reicht Jahrtausende bis in die Antike zurück. Viele kostbare Schätze bewundern Besucher heute im Internationalen Keramik-Museum in Weiden in der Oberpfalz. Keramik aus über sieben Jahrtausenden, unterschiedlichster Technik — von einfacher Irdenware, Fayencen über Steingut, Steinzeug bis zu feinstem Porzellan – aus den verschiedensten Gegenden der Welt sind Teil der umfangreichen Ausstellung. 
www.weiden-tourismus.info

Eine Kristallschale für die Jordanische Königin

Eine besondere, mehr als einen halben Meter im Durchmesser große und rund 20 Kilogramm schwere Kristall-Schale können Besucher im Stadtmuseum Neustadt an der Waldnaab bestaunen: Bayerns damaliger Ministerpräsident Franz Josef Strauß überreichte die gleiche Schale 1978 an die jordanische Königin Nur-Al-Hussein.
 

Prunkstück der Bleikristall-Sammlung im Stadtmuseum und somit die beeindruckendste Zeugin für die große Geschichte Neustadts als „Stadt des Bleikristalls“ aber ist eine rund ein Meter hohe Kristallvase in Goldrubin
An der Herstellung der 32 Kilogramm schweren Jubiläumsvase, die 1984 zum 150. Geburtstag des Neustädter Unternehmens Nachtmann entstand, waren 18 Glasmacher und Glasschleifer beteiligt, unter anderem der Designer und Graveur Franz Rössler, Glasschleifer Michl Kurz und Graveur Erich Stöhr. Zu den besonderen Höhepunkten des Museums gehört auch ein 110 Jahre altes, handgeschriebenes Rezept zur Herstellung von Bleikristall. 
Die Glassammlung, die heute Gäste im Museum fasziniert, gestaltete Alfred Puchinger, der ehemalige Prokurist des Unternehmens Nachtmann. Die Ausstellung spiegelt Neustadts Geschichte als „Stadt des Bleikristalls“ wider. Im Jahre 1834 hatte der Glasmacher Michael Nachtmann das Unternehmen F.X. Nachtmann im Bayerischen Wald gegründet. Im Jahre 1900 verlegte der Betrieb seinen Sitz dann nach Neustadt. Es war die Zeit, als die Eisenbahn den Transport der für die Glasindustrie so wichtigen Rohstoffe Holz und Kohle auch über weitere Strecken ermöglichte und Betriebsansiedlungen jenseits des holzreichen Bayerwalds und der böhmischen Kohlereviere möglich und interessant wurden. 
Neben der Firma Nachtmann produzierten in Neustadt weitere Glashütten: Schrenk & Co (Spiegelglas) sowie Tritschler, Winterhalder & Co (Bleikristall). Die Wirren der Zeit überdauert hat nur der Glanz der Nachtmann-Gläser. 

In Neustadt befindet sich bis heute die Unternehmenszentrale und auch eine von drei Produktionsstätten. Seit 2004 ist die Nachtmann Crystal AG ein Teil des Unternehmensgruppe Riedel Glas — und weltweit erfolgreich. Mit 180 Jahren Handwerkstradition im Rücken begeistert Nachtmann Kristall Wein-, Whiskey- oder Cocktail-Liebhaber heute insbesondere durch seine Brillanz und perfekte Verarbeitung. 
www.neustadt-waldnaab.de

Eine "Gläserne Kathedrale": Visionäre Industrie-Architektur

Das Gebäude, das der Bauhaus-Gründer Walter Gropius in der Oberpfalz schuf, gilt als architektonische Meisterleistung und als einmaliges Industriedenkmal. Walter Gropius war zwar kein Amberger. Für die Stadt in der Oberpfalz aber schuf er mit der 1970 eröffneten, so genannten Glaskathedrale ein Bauwerk, das bis heute fasziniert.
 

Pünktlich zum 50. Geburtstag im Jahr 2020 entstand der Ausstellungsraum „Erlebnis Glaskathedrale Amberg“. Dort können Besucher die Geschichte des Gebäudes in einer moderierten Multimedia-Show erleben. 
Das Herzstück der Anlage ist die über 100 Meter lange Schmelzofenhalle. 

Die markante Form des Daches und des Giebels waren gemeinsam mit dem verarbeiteten Werkstoff der Namensgeber für den Beinamen „Glaskathedrale“. Die Dachflächen und das Mittelschiff sind aus Beton und Glas. Sie erheben sich — durch die die bewusste Anböschung und Aufschüttung unmittelbar an den Flachbauten — aus der Rasenfläche bis zum Giebel. Durch diese Bauweise gelangt viel Tageslicht in das Glaswerk. Das Industriebauwerk ist ein Paradebeispiel für das Gestaltungsprinzip „form follows function“. Ursprünglich wurde die „gläserne Kathedrale“ als Firmengebäude der Firma Rosenthal gebaut. 

Ausgangspunkte für die Planung des 1970 eröffneten Glaswerkes mit einer bebauten Fläche von 11.500 Quadratmetern und 44.500 Kubikmetern umbautem Raum waren drei Forderungen, wie in der Ausgabe 1/1971 des Architekturmagazins „DETAIL“ nachzulesen ist: 

„1. Hier sind alle technischen Stufen der Glasproduktion, von der Herstellung des mundgeblasenen Glases über die Press- und Halbautomatik bis zur vollautomatischen Erzeugung von Wirtschaftsgläsern, vereint. 
2. Die Produktion von 24%-igem Bleikristall, Kaliglas und Farbglas sowie die Dosierung und Mischung des Gemenges in einer elektronisch gesteuerten Anlage setzt einen reibungslosen Materialfluss und damit auch klare Arbeitsabläufe voraus. 
Ebenso erfordert die vollautomatische Regelung der Temperaturen und Ofenatmosphären besondere Voraussetzungen. Für den Arbeitnehmer waren Umweltbedingungen zu schaffen, die sich entscheidend abheben von den überkommenen, stark belastenden Bedingungen in der Glasindustrie, wo bisher die Belastungen des Arbeitnehmers, bedingt durch die extremen Temperaturen, außerordentlich hoch waren.“ 
Im Mittelpunkt des Baus stand auch eine rasche und störungsfreie Wärmeabfuhr. Diese sollte den Glasbläsern die schweißtreibende Arbeit etwas erleichtern. 

Architekturhistoriker sind sich heute einig: Gropius schuf hier ein herausragendes Beispiel an modernem Funktionalismus. Heute befindet sich das Firmengebäude im Besitz der Firma Riedel Glas. Für das Umfeld der Produktionsstätte entwarf Gropius auch einen Wohngebäudekomplex mit fünf Häusern — gebaut wurden hier jedoch nur zwei. 

Die Kathedrale ist das letzte Werk des weltweit tätigen Architekten und Bauhaus-Gründers, der 1969 in Boston in den USA verstarb. 
Ein Besuch der Glaskathedrale ist mit vorheriger Anmeldung im Rahmen einer Führung möglich. 
tourismus.amberg.de 
www.stadtmuseum-amberg.de
glaskathedrale/fuehrungen-guided-tours

Auf den Spuren der Glasschleifer wandern

Es ist eine Zeitreise auf 78 km Länge: Im Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald wartet auf Wanderer ein Rendezvous mit der Geschichte. In fünf Etappen folgt der Glasschleifererweg den bis heute erhaltenen und gut sichtbaren Spuren der großen Handwerkstradition, die die Region prägte. 
 

Vor über 300 Jahren ließen sich französische Flüchtlinge in der nördlichen Oberpfalz nieder und begannen mit der Herstellung von Spiegeln. Dazu war geschliffenes Glas notwendig: So entstanden entlang von Flüsschen und Bächen aus früheren Eisenhämmern oder Mühlen die ersten Schleif- und Polierwerke. 

An deren Ufern begegnen Wanderer über zwanzig ehemaligen Glasschleif- und Polierwerken. Sie alle nutzten die Energie des Wassers zur Glasveredelung. 

Der Rundweg führt in fünf Etappen durch eine sanfthügelige Mittelgebirgslandschaft entlang der Flüsschen Pfreimd, Goldbach, Tröbesbach und Zottbach. Entlang des Zottbaches weisen heute noch die Ortsnamen auf die Betriebe hin – wie Pingermühle, Peugenhammer, Hagenmühle oder Neuenhammer. 
Die meisten hiervon waren zwischen dem 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts Schleif- und Polierwerke. Diese sind noch heute soweit erhalten und an den dafür charakteristischen großen Längsgebäuden am Bach erkennbar An dem reizvollen Weg entlang der Grenze zur Tschechischen Republik liegt außerdem der Ort, für den die erste Glashütte der Oberpfalz aus dem Jahr 1487 bezeugt ist: Frankenreuth. 

Die Markierung des Weges zeigt ein Kristallglas auf weinrotem Grund. Die rote Farbe versinnbildlicht den Polierstaub, das so genannte Potée. Eine noch gangbare Glaspolier steht in der Hagenmühle bei Pleystein. Erhalten ist dort als Teil der historischen Spiegelglasschleiferei ein Raum , in dem bis zum vergangenen Jahrhundert die zunächst unebenen Flachglasscheiben auf Schleiftischen durch mit Wasserkraft betriebene Schleifblöcke glatt geschliffen wurden. Der ganze Raum ist überzogen von dem rötlichen Potéepulver, das für das Polieren der Scheiben mit dicken Filzplatten benötigt wurde. 

  • Ausgangspunkt der Wanderung ist die seit über 160 Jahren bestehende Mühle Gehenhammer bei Georgenberg. 
  • Entlang der Route über Pleystein, Moosbach, Burgtreswitz, Tröbes, Eslarn und Waidhaus begegnen Wanderer immer wieder dem Thema Glas. 
  • Ein Ein- oder Ausstieg ist in allen Orten entlang der Stecke möglich. 
    www.oberpfaelzerwald.de/*glasschleifererweg

Irlbacher Blickpunkt Glas: 

Gläserne "Hightech" aus Europas historischem Glasschleiferzentrum

Es gibt kaum ein Handwerk, das Böhmen und Bayern länger verbindet als die Arbeit mit dem Rohstoff Glas. Böhmische Hüttenbetriebe lieferten ihr Glas schon vor zweihundert Jahren nach Bayern, wo es findige Oberpfälzer Glasschleifer bearbeiteten, veredelten und sich schnell im gesamten Deutschen Reich einen Namen machten.
 

Viele der Glashütten im Böhmerwald mit ihren heißen Feuern und den weithin sichtbaren Öfen und auch die Glasschleifer-Stuben im Osten Bayerns sind heute Attraktionen für Touristen. Denn die Glasindustrie ist heute ein Hightech- Handwerk, das weitestgehend hochmoderne Maschinen übernehmen. In Ostbayern ist sie bis heute zu Hause geblieben, wenn die Zeiten auch schwieriger und die Konkurrenz rund um den Globus größer geworden sind. 
Ein Unternehmen aus Schönsee im Landkreis Schwandorf hat die alte Handelstradition erfolgreich ins 21. Jahrhundert getragen und lässt den bayerisch-böhmischen Glashandel wieder aufleben – allerdings ganz anders als zu Zeiten der Urgroßväter. 

Die Unternehmensgruppe Irlbacher, die auf fast neun Jahrzehnte Geschichte zurückblickt, macht aus Flachglas ein Hightech-Produkt. Die Anfangsjahre von Irlbacher gleichen der Geschichte vieler Betriebe in der böhmisch-bayerischen Grenzregion: Johann Irlbacher gründet 1935 in Dietersdorf unweit der Grenze zu Böhmen eine Glasschleiferei. Nach den Wirren des Krieges nimmt dessen Sohn Josef den Betrieb wieder auf: elektrische Schraubsicherungen, Glasabdeckungen für die Tasten von Schreibmaschinen, Dia-Gläser. 
Anfang der siebziger Jahre nimmt der Sohn des Gründers und heutige Seniorchef Josef Irlbacher junior das Schicksal der kleinen Glasschleiferei in seine Hände. Rund zehn Frauen schneiden zu dieser Zeit jeden Tag 30.000 bis 35.000 Gläser – in Handarbeit. Die Wirtschaftskrise trifft das kleine Familienunternehmen. Neue Absatzmärkte müssen her. Irlbacher stellt den Betrieb von Hand- auf Maschinenfertigung um. 
Das Unternehmen produziert jetzt für Messgeräte, Armaturen und die Leuchtenindustrie – und beginnt eine intensive und bis heute erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Mainzer Unternehmen Schott-Glas. Das Konzept geht auf: Ende der achtziger Jahre hat das Unternehmen 65 Mitarbeiter und grundsolide Aussichten für die Zukunft. 
Aber in diesen Monaten passiert etwas, das niemand vorausgeahnt hatte: Der Eiserne Vorhang, der seinerzeit beinahe in Sichtweite zu den Produktionshallen verläuft, bekommt über Nacht Risse. „Plötzlich waren wir in Schönsee nicht mehr das Ende der Welt, sondern Brückenkopf zu den neuen Märkten in Tschechien und Osteuropa“, erinnerte sich Seniorchef Josef Irlbacher einmal an diese bewegte Zeit. Er ergreift die Chance und baut schon 1991 erste Kontakte in die Tschechoslowakei und nach Ungarn auf. Es sind Netzwerke, von denen Irlbacher bis heute profitiert. 

Ein Schwerpunkt: Hitzebeständige Gläser rund um den Kaminofen, die Temperaturen von bis zu 700 Grad Stand halten. Heute ist der tschechische Markt für Irlbacher einer unter vielen. 
Und doch hat Josef Irlbacher zu den direkten Nachbarn eine ganz besondere Beziehung. Dass die weithin sichtbaren Glasfassaden des bayerisch-böhmischen Kulturzentrums „Centrum Bavaria Bohemia“ in seinem Heimatort Schönsee aus dem Hause Irlbacher stammen – für den Brückenbauer Irlbacher Ehrensache. 
Betriebswirtschaftlich ist Irlbacher heute ein Vorzeige-Unternehmen: 
In den vergangenen zehn Jahren haben sich der Umsatz und die Zahl der Mitarbeiter mehr als verdoppelt. Gut 600 Menschen stehen heute bei Irlbacher in Lohn und Brot. Im zweistelligen Millionenbereich investierte Irlbacher am Standort Schönsee in die Zukunft. Irlbacher gehört heute zu den führenden europäischen Unternehmen im Bereich der Spezialglas-Veredlung. 
Die Absatzmärkte für diese Spezialprodukte liegen vor allem in der Kaminofen-, Leuchten-, Hausgeräte-, Sanitär-, Medizin- und optischen Industrie, sowie in der Gebäudetechnik. Innovationen wie das patentierte „schaltbare Glas“, wo elektrische Schaltungen auf das Glas gedruckt werden, oder „LED on Glass“ revolutionierten und revolutionieren die Gebäudetechnik. 

Renommierte Unternehmenspreise wie der Bayerische Gründerpreis, der Innovationspreis des Mittelstandes oder die mehrfache Platzierung unter Bayerns „Best 50“ oder das Siegel „Innovativ durch Forschung“ – zuletzt 2020/2021 – bestätigen den Weg der Irlbachers, wo heute mit den beiden Söhnen Günther und Stephan die nächste Generation am Steuer sitzt. 
www.irlbacher.com 

www.vg-schoensee.de

Gläsern-Stählerndes Gedenken an den 11. September

Der Stahlträger mit dem Namen „Artefakt # H-0031a“ ist das einzige Stahlteil in Deutschland aus Überresten der bei dem Terrorakt zerstörten Zwillingstürme. Es ist heute Teil eines besonderen Mahnmals im Oberpfälzer Wald. Es ist ein kaum bekanntes Kuriosum und bei Besuchern noch immer ein echter Insidertipp: 

Die kleine Stadt Oberviechtach ist der einzige Ort Deutschlands, der eines von weltweit nur rund 1.000 freigegebenen Trümmerteilen von den Anschlägen auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 erhielt. 

Der Stahlträger ist knapp zwei Meter lang und wiegt rund 650 Kilogramm. Er wurde aus den Trümmern in New York geborgen. 

Seinen Weg nach Oberviechtach fand das Relikt zehn Jahre später im Jahr 2011. Möglich machten das die guten Kontakte des Oberviechtachers Martin Zimmermann, dem langjährigen Vorsitzenden des Vereins German American Firefighters and Friends. Über diese Gemeinschaft knüpfte Zimmermann Kontakte und Freundschaften zu New Yorker Feuerwehrleuten – und holte „H-0031a“ letztlich in den Oberpfälzer Wald. 

Die Pläne für das „9-11 WTC Memorial Oberviechtach“ entwarf Rainer Wild, Kassenwart des Vereins der deutsch-amerikanischen Feuerwehrfreundschaft. Die Münchner Abendzeitung berichtete 2011 über die „große Nervosität“ des gelernten Industriemechanikers. Denn, so sagte er damals: „Ein Denkmal plant man ja vermutlich nur einmal im Leben.“ 

Wild kombinierte den Stahlträger mit den heimischen Materialien Glas und Granit. Sein Ziel: so eine Verbindung zwischen New York und der Oberpfälzer Heimat zu schaffen. 

In einer feierlichen Zeremonie fand am 8. Oktober 2011 die Enthüllung und kirchliche Segnung des Mahnmals in der Oberviechtacher Allee statt. Das Stahlteil hat auf einem Granitsockel seinen Platz gefunden. Zwei gläserne Stelen symbolisieren die zerstörten Türme des World Trade Centers. Die Initiatoren des Erinnerungsorts wollen es nicht nur als Ort des Gedenkens an die Katastrophe verstanden wissen, die vor 21 Jahren fast 3.000 Opfer forderte, sondern als Symbol gegen Terror und Extremismus weltweit. 
oberviechtach.de

Furth im Wald: "Gläsernes Know-How" für die Autos der Welt

Seit mehr als 300 Jahren prägt der Werkstoff Glas die Stadt Furth im Wald an der bayerisch-tschechischen Grenze. Bereits 1707 entstand im nahen Fichtenbach die erste Glashütte. 

Im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert gründeten 1882 Alois und Eduard Kupfer zusammen mit ihrem Schwager Sigmund Glaser, Besitzer der ehemaligen Glasfabrik in Fichtenbach, in Furth im Wald eine Glasfabrik, die sich vor allem auf die Herstellung von Spiegelglas spezialisierte. Auch während des ersten Weltkriegs konnte beinahe der gesamte Betrieb aufrechterhalten werden. 
Nach dem Bau einer Spiegelglaswanne 1923 gelang es in einem für ganz Europa erstmals eingeführtem Verfahren durch Schöpfen und Auswalzen der Glasmasse Spiegelrohglas und Kristallglas herzustellen. Die Zeit verlangte von den Glasmachern, Kompromisse zu machen: In den Nachkriegsjahren wurden im Werk auch Konservengläser und Flaschen hergestellt. 1953 ging in Furth im Wald das erste Spiegelbelegfließband Deutschlands in Betrieb. 

Eine breite Palette an verschiedensten Erzeugnissen sicherte auch in Krisenzeiten immer wieder das Überleben des Further Glaswerkes. So wurden in den sechziger Jahren beliebte Pfennigartikel produziert, die sich in Kaufhäusern großer Beliebtheit erfreuten. Zu einem bedeutenden Aushängeschild des Further 
Glaswerks entwickelte sich danach die Solarthermie. 1976 begannen die Glasexperten in Furth mit der Entwicklung von Solarreflektoren und gebogenen Präzisionsspiegeln für Solarkraftwerke. Die ersten Solarkraftwerke in Kalifornien und Nevada arbeiten bis heute sehr zuverlässig mit Spiegeln aus dem Bayerischen Wald. 

Der Standort Furth im Wald ist heute der führende Technologiestandort der Flabeg-Gruppe. Als führender Hersteller von Spiegeln und unsichtbaren Abdeckgläsern für Anzeigeinstrumente garantiert Know-how aus Furth im Wald mehr Sicherheit und weniger Stress auf den Straßen der Welt. 

Auf dem Können aus der Oberpfalz basieren wegweisende Innovationen wie die Strahlteiler- Technologie. Mit ihr können wichtige Informationen – Navigation, Einparkhilfe, Warnsignale – auf dem Innen- oder Außenspiegel angezeigt werden. 

Neugestaltete Ausstellung „Grenzerfahrungen“ im Landestormuseum
Die Grenze zwischen Bayern und Böhmen mit ihrer zeitgeschichtlichen Auswirkung ist das zentrale Thema der neugestalteten Ausstellung „Grenzerfahrungen“ im Landestormuseum. Die Ausstellung verdeutlicht die Grenzerfahrungen in und um Furth im Wald im Laufe der Jahrhunderte – mal ist die Grenz verschwunden, mal undurchdringbar – immer jedoch hat sie sich unmittelbar auf das Schicksal der Menschen in der Region ausgewirkt. Sechs Abschnitte beschäftigen sich mit Schlaglichtern der gemeinsamen Vergangenheit von der Zeit der Hussitenkriege über die Zeit der Glasmacher bis in die Gegenwart. 
www.landestormuseum.de
furth.de

Eine einzigartige Symbiose aus Natur, Energie, Kund und Glas

Ein besonderes Projekt verbindet im Lamer Winkel auf besondere Art große Handwerkstradition mit der Kraft und Energie der Natur: die Natur-Art-Parks in Arrach. Auf kurzen Spaziergängen und Wanderungen entdecken Besucher seit 2009 Erlebniswelten, die Geschichte und Gegenwart in den Fokus rücken. 

Bereits von weitem grüßen die Kunstfelsen „Rauchröhren“ im Arracher Seepark. Sie sind im Maßstab 1:7 ihren Vorbildern auf dem Kaitersberg nachempfunden. 

Neben dem Stein ist es das Glas, das an vielen Stationen der Natur-Art-Parks eine wichtige Rolle spielt: Auf dem rund dreieinhalb Kilometer langen „Klima- Terrain-Weg“ folgen Gäste einer kunstvollen Beschilderung aus gläsernen Elementen und sehen, wie Künstler die Brücke zwischen Natur und Kunst schlagen. Kunstobjekte mit interessanten Titeln wie „Das Leben nach dem Sturm“ oder „Lichtgestalt“ begleiten den Besucher auf dem Rundweg, der seinen Beginn im Arracher Moor hat. 
Von dort aus führt der Weg vorbei an der alten Ziegelbrennstelle zum Energie-Park „Gut Kleß“, einem weiteren Highlight in den Natur-Art-Parks 
Vom „Gut Kleß“ führt der Rundweg weiter über den Kleßbach, vorbei an der historischen, heute nur noch in Ruinen sichtbaren steinernen Brücke zu einer Kunstsattlerei und einem Bio-Bäcker im Luftkurort Arrach. Auf dem Drexler-Hof tauchen Besucher dann in eine vielfältige Museumswelt ein: Neben einem Mineralienmuseum laden ein Handwerksmuseum, ein Holzkunstmuseum und die Bayerwald-Spirituosen-Brennerei zu einer Entdeckungstour ein. 
Auf dem Rückweg zum Seepark kommen Besucher am Arracher Glastor vorbei, das heute als Symbol der Ostbayerischen Glasstraße steht. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl signierte das Tor anlässlich der Eröffnung der Ferienstraße bei seinem Besuch in Arrach 1997 persönlich. 

Wer noch mehr Naturgeheimnisse entdecken möchte: 5.000 Jahre Naturgeschichte lassen sich auf dem Moorlehrpfad im Arracher Moor erkunden. Auch über das Moorgelände verstreut finden sich thematisch aufbereitet gläserne Kunstwerke. 
Der gesamte Bereich der Natur-Art-Parks ist heute auch beliebtes Ausflugsziel für die Kinder in bayerischen Schulen. Als „grünes Klassenzimmer“ leisten sie einen wichtigen Beitrag, um Kinder und Jugendliche an die Natur und die Tradition im Bayerischen Wald heranzuführen. Interessierten Gästen bietet der Luftkurort Arrach bei Führungen im Arracher Moor die Möglichkeit, mehr über dieses einzigartige Projekt zu erfahren. 
www.lamer-winkel.bayern

Der Wanderweg "Gläserner Steig": 

Auf 99 faszinierenden Kilometern durch die filigrane Welt des Zerbrechlichen

Die Magie des Glases inspiriert heimische Künstler sowie Meister aus der ganzen Welt und begeistert entlang der Glasstraße in Ostbayern in „Deutschlands größter Freiluftgalerie“ seit 25 Jahren jedes Jahr Millionen Urlauber. Auf dem „Gläsernen Steig“ lässt sich der Zauber des zerbrechlichen Werkstoffs vor der beeindruckenden Kulisse des „Grünen Dachs Europas“ zu Fuß erleben. 

Über 99 Kilometer führt der Gläserne Steig durch die vielfältige und abwechslungsreiche Landschaft des Bayerischen Waldes. 

Vom Lamer Winkel über Bayerisch Eisenstein und Zwiesel bis nach Grafenau warten sechs bequeme Tagesetappen durch wildromantische Natur mit großer Geschichte entlang des Weges. 
Der Gepäcktransfer von Etappe zu Etappe sowie die urige Gastronomie am Weg garantieren unbeschwerte Wandererlebnisse. 
Bei der Wanderung durch idyllische Landschaften, entlang verträumter Waldbäche oder durch dichte Bergwälder ist die Historie dieser Gegend, die Glastradition, immer allgegenwärtig: 

Die zahlreichen am Weg befindlichen Orte und Weiler, deren Namen auf -hütte oder -schleif enden, weisen auf ehemalige Glashütten und Glasschleifen hin. Aber auch viele namhafte, noch in Betrieb befindliche Glasmanufakturen laden zu einer informativen Betriebsbesichtigung oder zu einem Bummel durch die Verkaufsräume ein. 
Glasausstellungen in den Künstlerateliers, die ehemalige Quarzabbaustätte am Hennenkobel (Kiesau) oder das Glasmuseum in Frauenau runden das reichhaltige kulturelle Programm entlang des Gläsernen Steiges ab. 

Die sechs Etappen der Strecke sind gleichmäßig auf durchschnittlich 17 Kilometer am Tag verteilt.

  • Ausgangspunkt ist das Gläserne Tor in Arrach. Dort bietet sich Naturliebhabern mit den Bergketten des Ossers, des Kaitersbergs und des Arbers gleich das erste Highlight. Endpunkt der ersten Etappe ist der Glasskulpturenpark in Lohberg. 
  • Die zweite Etappe führt von Lohberg über den Kleinen Arbersee nach Bayerisch Eisenstein. 
  • Dort und auch auf der dritten Etappe von Bayerisch Eisenstein nach Rabenstein und – wenn gewünscht – weiter in die Glasstadt Zwiesel entdecken Wanderer Wald, Wasser und Quarz – die Grundsteine der Glaskunst. Zwiesel begeistert heute mit vielen gläsernen Highlights von der Glaspyramide über Glasateliers und die Glaskapelle am Anger. 
  • Auf dem vierten Teilabschnitt von Rabenstein/Zwiesel nach Frauenau durchwandern Besucher das „Gläserne Herz“ des Bayerwalds. Museen und Manufakturen säumen den Weg. 
  • Die fünfte Etappe führt von Frauenau nach Spiegelau, das sechste und letzte Teilstück dann vom Glasmacherort Spiegelau nach Grafenau. Zum Abschluss der Tour auf dem „Gläsernen Steig“ bieten Glaskünstler und Werksverkäufe von Kristallglas und Porzellan Gelegenheit für unvergessliche, gläserne Erinnerungen an ein besonderes Wandererlebnis auf den Spuren großer Geschichte. 
    www.bayerischer-wald.de
    www.naturpark-bayer-wald.de
    www.bayerischer-wald.org

"Wald-Wellness" mit gläsernem Panorama

Die Gastgeber an der Glasstraße begeistern heute mit Wellnesswelten, die keine Wünsche unerfüllt lassen. Auch Glas spielt dabei eine Rolle. Mehr als 60 Hotels funkeln mit vier und vier-Sternen-superior am Wellnesshimmel des Bayerischen Waldes – viele davon mit familiärem Charme. Das „Grüne Dach Europas“ gehört heute damit zu den führenden Wellness-und Wohlfühldestinationen Deutschlands. Der Angerhof in Sankt Englmar gilt seit jeher als Pionier unter den Wellnesshotels. Seit 2020 umfasst der Wellnessbereich nach einer Erweiterung ein einzigartiges „Wald- Spa“ auf rund 30.000 Quadratmetern im Innen- und Außenbereich. 

Die Inhaber-Familie Wagnermayr legte nach eigenen Worten Wert auf Vielfalt, Nachhaltigkeit und Regionalität. Die Architektur für das neue „WaldSpa“ schöpfte, so die Inhaberfamilie, aus regionalen Ressourcen und Handwerkskunst. 
Es entstanden eine Pfahl-Quarz-Sauna und ein „Säumerwald“ auf Spuren der Salzsäumer, ein „Winterwald“ mit Hagel- und Schneeproduktion sowie Themenräume nach Mythen und Legenden, die sich um Sankt Englmar und den Bayerischen Wald ranken. 
Auch das Thema Glas hat im neuen „WaldSpa“ seinen Platz gefunden: im Ruheraum „Gläserner Wald“ und in der Agnes- Bernauer-Sauna. Bäume sind die Lebensader des Bayerischen Waldes und der regionalen Glaskunst. Der Ruheraum „Gläserner Wald“ bringt Neugierigen das Glas aus dem Bayerischen Wald näher. Wenn sich das Licht in der roten Baumkrone aus Glas bricht, verzaubert dieser Raum — geschaffen von den Glaskünstlern des Joska-Glasparadieses — die Sinne und lädt zum Entspannen ein. Mit „gläsernem Panorama-Blick“ in den Gäuboden bis nach Straubing entführt die Agnes-Bernauer Sauna bei 70 Grad Celsius in eine der sagenumwobenen Geschichten des bayerischen Herzogtums. 
Die neuen Wasserwelten verfügen über sieben Wasserflächen, darunter Solegrotte und zwei Infinity-Pools drinnen und unter freiem Himmel. Sie bieten ein Endlos-Schwimmerlebnis mit Fernblick über das Donautal bis zur Alpenkette. Für das künstlerisch und gleichzeitig erholsame Wellness-Erlebnis der Superlative zeichnete die Organisation „Leading Spa Resorts“ den Angerhof mit dem Preis als führende Spa- und Wellnesswelt Europas aus, dem „Leading Spa Award“. 
www.angerhof.de
www.urlaubsregion-sankt-englmar.de

Eine "Gläserne Scheune" als Lebenswerk

Die Gläserne Scheune in Rauhbühl, rund fünf Kilometer nordöstlich von Viechtach, ist das Lebenswerk des Glasmalers Rudolf Schmid, 1938 in Deggendorf geboren. Er absolvierte 1952 bis 1956 eine Ausbildung zum Glasmaler an der Glasfachschule Zwiesel. Nach seinen Wanderjahren arbeitete er selbstständig als Werbegrafiker und Glasmaler. Zwischen 1969 und 1977 gestaltete er 40 Wandgemälde im Bayerischen Wald. Eine Entscheidung im Jahr 1977 sollte sein Leben verändern: 

1977 kauften er und seine Frau Margarete einen Bauernhof im Bayerischen Wald. Der Kuhstall wurde zur Galerie umfunktioniert. 
1980 begann Rudolf Schmid, gemeinsam mit seiner Familie, die alte Scheune in ein Kunstwerk zu verwandeln. Seither wurde nicht nur gemalt und gestaltet, sondern auch gegraben, gebaut und geschnitzt. Der Künstler ließ über die Jahre hinweg sieben große Glaswände mit einer Fläche von über 200 Quadratmetern entstehen
Es sind Traumwelten, auf denen verschiedene Geschichten aus dem Bayerischen Wald zu sehen sind, Welten, die Besucher bis heute in ihren Bann ziehen. 
Die größten Glaswände symbolisieren den Waldproheten Mühlhiasl und den Räuber Heigl. Legende um Legende rankt sich um die Person des weltweit bekannten Waldpropheten und seine Seherkraft. Die „Leben und Prophezeiungen“ haben eine Größe von zehn mal sieben Metern, die symbolische Darstellung von neun mal sieben Metern. 

Den berüchtigten Räuber Heigl aus dem Bayerischen Wald und sein Schicksal hat Rudolf Schmid teils in symbolhafter Form und teils in Form einer Moritat farbenprächtig auf Glas gemalt. Den Mittelpunkt des sieben mal sechs Meter großen Werkes bildet der Baum, dem die gesamte Szenerie entspringt. 

Nach seinem eigenen Konzept gestaltete Rudolf Schmid unter anderem die meisten Glasbäume im Gläsernen Wald: „Ich lebe Glas mit jeder Faser meines Körpers. Wenn ich eine Werkstatt besuche, die in irgendeiner Form mit der Verarbeitung von Glas zu tun hat, erfüllt mich dies mit Ehrfurcht und kommt dem Betreten heiliger Hallen gleich“, sagte er einmal. 

Thematisch bedient der Künstler ein breites Spektrum – von Darstellungen aus dem täglichen Leben bis hin zu abstrakten Glasobjekten.

Die Schmids: Eine echte „Glasmaler-Dynastie“ 
Seit dem Jahr 2000 betreiben Schmids Tochter, Barbara Thöner, und ihr Mann Franz die Gläserne Scheune. Die Liebe zur Kunst und zur Glasmalerei teilen neben Tochter Barbara als Betreiberin der „Gläsernen Scheune“ auch die beiden Söhne Rudolf Schmids und seiner Frau Margarete: 

Sohn Rudolf Michael absolvierte wie auch seine Schwester eine Glasmaler-Ausbildung und ist seit 1988 als freischaffender Künstler selbstständig. Sohn Reinhard fuhr zunächst mehrere Jahre auf einem U-Boot zur See, bevor auch er sich der Glasmalerei zuwandte. Reinhard Schmid perfektionierte die klassische Hinterglas-Technik und beherrscht sie heute wie kein anderer dieser Zeiten. Durch das Einbringen eigener Techniken und Stilelemente kreiert der Künstler unverwechselbare Werke. Sie sind international höchst anerkannt und haben in Galerien weltweit Einzug gehalten. 

Doch man muss nicht in die Ferne schweifen, um die einmaligen Gemälde von Reinhard Schmid zu bewundern: in seinem Wochenend-Café Venus in Viechtach lassen sich neben Schmids Kunst auch kulinarische Leckereien genießen. „Das Café Venus ist Plattform für meine Kunst, aber auch das Kunstwerk meiner Frau Karin. Getragen von ihrer fachlichen Kompetenz und Ihrer Erfahrung die sie in der ganzen Welt gesammelt hat, lebt auch sie hier ihre Kreativität mir großer Leidenschaft und Hingabe“, sagt Reinhard Schmid. 
glaeserne-scheune.de 
www.cafe-venus.de 
www.viechtacherland.de

Ein gläsernes Tierreich, aus der Flamme geboren

Elefanten, Giraffen und Kamele, Eisbären und Pinguin, aber auch Igel, Eichhörnchen, Hasen und mächtige Hirsche: Das Tierreich von Andreas und Eva Fuchs in Drachselsried im Bayerischen Wald würde jeden Zoobesucher zum Staunen bringen. Doch die Tiere, die Besucher in der Tierwelt des gebürtigen Thüringers begeistern, sind aus Glas. 

Der gelernte Glasbläser sowie Glasgestalter und seine Frau, ebenfalls eine professionelle Glasmacherin, faszinieren heute Gäste aus aller Welt an der Glasstraße mit ihren tierischen Kunstwerken. 
Bereits nach seiner Ausbildung in Neuhaus am Rennweg in Thüringen begann Andreas Fuchs sich auf Tiere aus Glas zu spezialisieren. Er führt das auch darauf zurück, dass er ein „Waldmensch“ sei:

„Ich bin in der Natur, im Wald aufgewachsen und Waldtiere aus der Heimat sind meine Lieblings-Kunstwerke“, sagt er. Die Inspiration für seine Glastiere findet er in Dokumentationen, Filmen, Tierparks, in der Natur selbst, in Büchern und immer wieder auch in Gesprächen mit Kunden, wie er deutlich macht. Dabei hat er im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte im Bayerischen Wald vor allem eins festgestellt: 

„Stilisierte Formen haben sich nicht so verkaufen lassen trotz Anerkennung von Fachleuten“, berichtet er. Deshalb konzentriert er sich gemeinsam mit seiner Frau Eva, die in Siebenbürgen geboren und aufgewachsen ist, auf eine möglichst naturgetreue Darstellung. „Zudem versuche ich, viel Bewegung in die Figur zu bringen – das ist mein Erfolg“, sagt Andreas Fuchs. 

Vor Ort in der „Gläsernen Tierwelt Fuchs“ erleben Besucher, wie die Glastiere aus der Flamme geboren werden. Die Tiere entstehen aus farbigen Glasstäben, die vorher in einer Glashütte in Murano gezogen wurden. In einer Flamme von über 2.000 Grad Celsius wird das Glas geschmolzen. „So werden aus dem spröden Glasstab Glastiere mit weichen Formen“, erzählt der Glaskünstler. 

Seit 2003 ist er in Drachselsried zu Hause und knüpft dort an eine lange Glasbläser-Familientradition an, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. 
www.glaeserne-tierwelt.de
www.drachselsried.de

Ein Gläserner Zauberwald

Bis zu acht Meter ragen bei Regen im Bayerischen Wald mehr als zwei Dutzend grün, braun und blau schimmernde Tannen, Fichten, Buchen, Kiefern und Espen in die Höhe. Diese Stämme hat nicht die Natur, sondern Menschenhand geschaffen: Die Bäume in diesem Wald in Niederbayern sind aus feinstem Quarzglas. 
Der „Gläserne Wald“ ist eine Reminiszenz an die Geschichte der Region – der Bayerische Wald trägt aufgrund seiner „gläsernen“ Historie den Beinamen „Gläserner Wald“ — und an die früheren Herren der Burg Weißenstein: Sie waren wohl die ersten Glashüttenherren der Gegend. 

Der Initiator und Ideengeber des Projekts, Charly Rödl, und der Glaskünstler Rudolf Schmid setzten sich intensiv künstlerisch mit dem Thema Gläserner Wald auseinander. Entstanden ist dabei ein einzigartiges Kunstwerk, eine „Open-Air-Galerie“ für alle Sinne: ein glitzernder, funkelnder, transparenter Wald. 

Der bekannte Glaskünstler Rudolf Schmid hat sich in Viechtach mit der einzigartigen „Gläserne Scheune“ einen Namen gemacht. 

Auf rund 2.000 Quadratmetern erheben sich über 30 Glasbäume aus acht Millimeter dickem grün, braun oder blau schimmernden Glas in unterschiedlicher Gestalt. 

Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2000 begeistert die farbenprächtige Attraktion jedes Jahr tausende Besucher, die bei ihrem Spaziergang durch die einmalige „Open-Air-Glaswelt“ ins Schwärmen geraten. 

Als besonderes Erlebnis gilt es, die gläsernen Baumriesen bei Nacht zu bestaunen. In den Boden eingelassene Lämpchen verbreiten mit ihrem Licht eine magische Atmosphäre. Die Symbiose aus Glas und Licht lässt den Gläsernen Wald dann zu einem wahren Zauberwald werden. 

Auch bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sorgt das sich im Glas brechende Licht für beeindruckende Effekte. Besonders zauberhaft ist der Gläserner Wald auch im Winter, wenn er von einer dünnen Frostschicht überzogen ist. Die Initiatoren sind sicher: Wer das gläserne Schauspiel einmal gesehen hat, wird sich immer wieder staunend daran erinnern. 
www.regen.de

JOSKA Kristall: Trophäen für die Besten der Welt

Ob Weltmeister, Spitzenpolitiker oder Superstars: Wo die ganz großen Siege gefeiert werden, steht sehr oft ein Glaspokal aus Ostbayern mit auf dem Treppchen. 

Filmstars und Politiker wie Arnold Schwarzenegger, seine Heiligkeit der Dalai Lama, Komiker und Moderatoren wie Hape Kerkeling, die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel, Musiker wie Andreas Gabalier, Formel 1-Fahrer Sebastian Vettel und der Basketballstar Dirk Nowitzki – sie alle haben eins gemeinsam: 

Sie besitzen einen gläsernen Pokal aus dem Bayerischen Wald als Erinnerung an einen ganz großen Sieg oder eine unvergessliche Ehrung. Wenn die Besten gefeiert werden, ob in der Formel 1, bei der Ski-Weltmeisterschaft oder einem ATP-Tennisturnier, stehen sehr oft die Glaspokale von Josef Kagerbauer aus Bodenmais ganz oben mit auf dem Siegertreppchen. 

Gegründet wurde Joska Kristall Ende 1960 von Josef Kagerbauer senior als Ein-Mann-Betrieb in der Arberseestraße in Bodenmais. Aus den Anfangskürzeln des Namens des Gründers ergibt sich der Unternehmensname JOSKA. 

Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer für Kristallpokale und Pokale aus Glas. So gehören der Women‘s World Award, die FIS Weltcup Kristallkugel, die Vier-Schanzen-Tournee Pokale, die Pokale des Sportpreises des Bayerischen Ministerpräsidenten, der Steiger Award des Arnold Sports Festivals und viele mehr zu den Produkten. 
Die Ideen für diese einzigartigen Produkte erarbeitet Josef Kagerbauer selbst, mit der Hilfe eines Teams aus Grafikern und Technikern. Dabei muss jeder Pokal dem Anlass seiner Verleihung entsprechend gestaltet sein. Je nach Ausführung kosten die in Handarbeit geschliffenen Pokale zwischen 10 und 10.000 Euro. 

Gefertigt werden die Unikate in einer der modernsten Schmelzanlagen Europas am Hauptsitz in Bodenmais. Die rund 200 Mitarbeiter verarbeiten hier Tag für Tag etwa eine Tonne Glas. 

Die Idee zur Fertigung von Glaspokalen hatte Josef Kagerbauer vor etwa 40 Jahren. „Wir wollten die Sieger der örtlichen Skirennen mit einem Produkt aus der Region ehren“, erinnerte er sich einmal. Der große Durchbruch gelang, als in der traditionsreichen Glashütte eine Technik entwickelt wurde, mit der die Logos der Sponsoren exakt in die Glaspokale eingraviert werden konnten. Wie das genau funktioniert, ist noch heute streng geheim. 

Alle anderen Bereiche der Pokalproduktion können Schaulustige allerdings in der über 70.000 Quadratmeter großen Joska-Erlebniswelt in Bodenmais live erleben. Das „märchenhafte Erlebnisreich“ rund um das Thema Glas zählt jährlich bis zu etwa eine Million Besucher. Diese können dort den Glaskünstlern bei ihrem Handwerk über die Schulter schauen. In der Glashütte können Gäste sich selbst als Glasbläser versuchen. Keine Sorge: Ein Glasmachermeister hilft beim Blasen der eigenen Glaskugel. 

Eine Attraktion für die ganze Familie 
Das „Joska Glasparadies“ ist heute ein Eventzentrum für die ganze Familie mit Veranstaltungen wie der Edelstein-Schatzsuche, speziellen Kinderlandtagen oder der Mopedausstellung und dem SuperCar-Weekend. Das große Kinderland mit Abenteuerspielplatz bietet für die Kleinen und nicht mehr ganz so Kleinen viele Attraktionen wie einen eigenen Klettergarten oder eine Riesenrutsche. 
www.joska.com
www.bodenmais.de

Glasfachschule Zwiesel: Ausbildung für eine gläserne Zukunft

Seit fast 120 Jahren bereitet die Ausbildungsstätte im Bayerischen Wald das Fundament für die Glasentwicklung. 
„Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen, fünf Teile Kreide und du erhältst Glas.“ Dieses Rezept ist über 2.700 Jahre alt und wurde in der Keilschrift-Bibliothek des assyrischen Königs Ashurbanipal gefunden. 

Entdeckt wurde die Glasherstellung vermutlich schon vor mehr als 7.000 Jahren durch Zufall. Noch immer aber hat der transparente Werkstoff nur einen Bruchteil seiner Geheimnisse und Möglichkeiten preisgegeben. 

Die Glasfachschule in Zwiesel zählt zu den bedeutendsten Bildungszentren für Glas weltweit. Hier, mitten im Bayerischen Wald, führen Glasexperten aus Handwerk, Design und Technik gestalterischer Sicherheit in Form und Farbe und zu technischem Knowhow. 

Namhafte Größen der Glasindustrie, des Glasdesigns und aus der glastechnischen Forschung haben in den Lehrsälen des Zwieseler Bildungszentrums die Schulbank gedrückt. Dozenten offenbaren den etwa 280 Studierenden die bisher bekannten Geheimnisse des Glases und stellen so nicht selten Weichen für die künftige Glasentwicklung.

„Die Glastradition ist hier urkundlich seit 1305 nachgewiesen und bis in unsere moderne Zeit ein wichtiger Impuls für die Glasindustrie, das Glashandwerk und die Glaskunst geblieben“, sagt Schulleiter Gunther Fruth. 
1904 wurde mit dem Start der Schule für die Region ein Meilenstein gesetzt. Die Stadt Zwiesel selbst gab den Anstoß zur Gründung der „Fachschule für die Glasindustrie“. 

Heute ist die Glasfachschule in Zwiesel eine der modernsten und vielseitigsten Bildungsstätten ihrer Art in Europa. 

Vom kunsthandwerklichen Studioglasmacher, dem breiten Spektrum der Glasveredelung mit Malen, Schleifen und Gravieren, der Glasbläserei mit technischen Apparaten oder gestalteten Freiformen, dem technisch orientierten Feinoptiker für die Entwicklung von Scannern oder Ferngläsern bis zum Produktdesigner für die Gestaltung des Glases von morgen umfassen die dortigen Ausbildungsmöglichkeiten ein reichhaltiges Spektrum.

Als Besonderheit dieses „Bildungshotspots für Glas“ gilt die Lehr- und Versuchsglashütte, die neben der Ausbildung und Forschung auch als Produktionsstätte für die Manufaktur der „Firma Glasfachschule Zwiesel“ wirkt und dabei in höchster Handwerkskunst gefertigte Glasobjekte für Galerien und Sammler herstellt. 
In der Fachschule für Glashüttentechnik, Optik und Glasgestaltung – dem einzigen glasspezifischen Weiterbildungsweg seiner Art im gesamten deutschsprachigen Raum – vertiefen auch Gastschüler aus der ganzen Welt die Theorie und die Praxis der unendlichen Glasvielfalt. 
glasfachschule-zwiesel.de 
www.zwiesel.de

Frauenau: Das "Gläserne Herz" des Bayerwaldes

Frauenau ist „Gläsernes Herz“ des Bayerischen Waldes und der jahrhundertealten Kultur des Glases in der Region zugleich. Dieses Erbe neu befruchten und die zukunftsfähigen Potenziale der Glastradition zu erkennen und zu nutzen: das sind Ziel und Auftrag des Glasmuseums Frauenau und der einzigartigen "Gläsernen Gärten". 

Auf rund 1.100 Quadratmetern entwickelten Kulturwissenschaftler von 1999 bis 2005 eine vielschichtige, szenische Dauerausstellung, untergebracht in einem architektonisch bewegten Rundbau. Das neue Museum sieht sein Anliegen nicht nur in der Präsentation seiner Sammlung von Gläsern aus zwei Jahrtausenden – aus den Glasregionen des Bayerischen Waldes, Europas und der Welt. 

Eröffnet wurde das neue Glasmuseum am 10. Juni 2005 und anschließend vielfach gewürdigt: unter anderem mit der Auszeichnung mit dem Glasstraßenpreis und der Nominierung für den Bayerischen Museumspreis. 

Spektakulär: „Die Gläsernen Gärten“ 
Wie riesengroße Seifenblasen prangen heute 126 durchsichtige Rundkolben an der Fassade des Glasmuseums in Frauenau. 
Nur ein paar Meter daneben liegt ein überdimensioniertes Herz wie zufällig im Gras – blutrot und aus dünnem Flachglas anatomisch perfekt zusammengefügt. Die beiden Kunstwerke schlagen die Brücke vom Glasmuseum hin zu den Gläsernen Gärten von Frauenau

Auf insgesamt 20.000 Quadratmetern landschaftsplanerisch gestalteten Flächen rund um das Glasmuseum, auf den Arealen der Glashütten Poschinger und Eisch sowie an der Flanitz- Aue entstand der weltweit erste gläserne Skulpturenpark mit Installationen. 27 international renommierte Künstler aus acht europäischen Ländern haben mit ihren monumentalen Werken aus Glas und weiteren Materialien das weitläufige Areal der Gläsernen Gärten auf eindrucksvolle Weise gestaltet. Poesie, Transparenz und Raumerlebnis, Abbild und Realität verschmelzen in diesen Projekten zu einem besonderen Erlebnis. 
Ein erholsamer Spaziergang wird zur Reise in eine faszinierende Welt: Die „Gläsernen Gärten“ zeigen die nahezu unendlichen künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten mit dem Werkstoff Glas auf. Am Eingang begrüßt ein gläserner Baum des tschechischen Meisterglasmachers Petr Novotny die Gäste, dynamisch in der Silhouette, in der Nacht markant leuchtend. 

Ein Sinnbild für die Schöpfung: Die Gläserne Arche 
Vor dem Glasmuseum Frauenau finden Besucher ein weiteres spektakuläres Objekt: eine Gläserne Arche, ein fünf Meter langes und rund drei Tonnen schweres Schiff aus Glas, zusammengesetzt aus 480 miteinander verbundenen Glasscheiben. 
Genauer gesagt handelt es sich dabei um die „Glasarche II“. Die „Glasarche I“, ein Gemeinschaftsprojekt deutscher und tschechischer Künstler, steht nach einer mehrjährigen Reise durch das „Waldmeer“ beiderseits der bayerisch-böhmischen Grenze heute am Berg Lusen. Nach der Rückführung der Glasarche an den Fuß des Lusengipfels, den Ausgangspunkt ihrer Reise, wurde die zweite Glasarche angefertigt, die heute Teil der Gläsernen Gärten in Frauenau ist. 
www.glasmuseum-frauenau.de
www.frauenau.de
www.glasregion-arberland.de

Der Vater der "Poesie aus Glas": Erwin Eisch

Der 1927 geborene Glaskünstler Erwin Eisch aus dem Bayerwald galt als geistiger Vater der Studioglasbewegung in Europa. Bis heute ist die Glashütte in Familienhand. Erwin Eischs Lebenswerk ist im Museum zu bestaunen. 

Glas nicht nur als funktionales Material, sondern als Werkstoff, aus dem große Kunst entstehen kann: Was heute selbstverständlich scheint, war Mitte des vergangenen Jahrhunderts ein revolutionärer Gedanke. Künstler aus den Vereinigten Staaten galten als Avantgarde der so genannten Studioglasbewegung.

In Europa war es der Niederbayer Erwin Eisch, der selbst einer traditionsreichen Glasmacherfamilie entstammte, der den Gedanken der „Poesie aus Glas“ mitprägte und zum Wegbereiter der Bewegung in Deutschland und weltweit wurde. 

Das Lebenswerk des im Januar 2022 verstorbenen Glaskünstlers ist heute im Bayerischen Landesmuseum zur Geschichte der Glaskultur in Frauenau (Kreis Regen) zu sehen. Um die Familien-Glashütte kümmern sich Erwin Eischs Nichte Julia, und sein Neffe Eberhard Eisch und Florian Eichinger (4. Generation, Sohn von Julia Eisch). 
Die Glasmacher-Tradition der Familie Eisch ist erforscht bis zu dem 1689 im Böhmerwald geborenen Mathias Alesch, der sich auf der Beschäftigten-Liste einer kleinen Glashütte findet. 

Der Gründer der Glashütte Eisch, Valentin Eisch, arbeitete seit 1914 als Graveurmeister in einer Kristallglasfabrik. 1946 gründete er zusammen mit seiner Frau Therese einen eigenen Veredelungsbetrieb, um seinen sechs Kindern eine Existenz aufzubauen. Im Dezember 1952 wurde in der damals jüngsten und kleinsten Glashütte Bayerns das erste Glas geschmolzen. 
Eines der sechs Kinder war Erwin Eisch. Nach der Ausbildung zum Glasgraveur in der Werkstatt seines Vaters studierte er bis 1952 an der Akademie der Bildenden Künste München Glasdesign, Bildhauerei und Innenarchitektur. Danach kehrte er nach Frauenau zurück. Von 1956 bis 1959 setzte er sein Studium der Bildhauerei und Malerei in München fort. 

1962 besuchte Harvey Littleton Frauenau, wodurch Eisch einen ersten Kontakt zur amerikanischen Studioglasbewegung erhielt. 1964 erhielt er eine Einladung zum 1. World Crafts Council nach New York City und zum 1. Glasseminar mit Harvey Littleton an der University of Wisconsin. In Frauenau gründete Eisch 1965 ein eigenes Glasstudio. 
In Anlehnung an Erwin Eischs frei geblasenes Glas entstand 1977 die Unikatserie „Poesie in Glas“: Sammler- und Liebhaberstücke in fließenden Formen, die mit den verschiedensten Ofen- und Kaltglastechniken zu kunstvollen Objekten gestaltet wurden. Im Gründungsjahr der Glasstraße, also vor genau 25 Jahren, besuchte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl die Glashütte Eisch. Erwin Eisch überreichte ihm den gläsernen Porträt-Kopf „Helmut Kohl“. 

Erwin Eisch hat zahlreiche Objekte seines Schaffens bereits frühzeitig an das Frauenauer Glasmuseum übergeben. Für dessen Gründung im Jahr 1975 hatte er sich stark engagiert. Das Museum, heute das Bayerische Landesmuseum zur Geschichte der Glaskultur, ist durch „Gläserne Gärten“ direkt mit der Glashütte Eisch verbunden. 

Das Bild-Werk Frauenau: Bühne für Glaskünstler aus aller Welt 
Durch das Wirken Erwin Eischs, das von ihm maßgeblich mitinitiierte Glasmuseum Frauenau sowie eine rege Glaskunst- und Kulturszene und auch die Ferienregion gilt Frauenau bis heute als europäischer Treffpunkt der Internationalen Studioglasbewegung. 
Zentrum des Austauschs ist das renommierte Bild-Werk Frauenau, dessen Sommerakademie 2022 ihr 35-jähriges Jubiläum feierte. Das Bild-Werk Frauenau ist ein regionales und internationales Forum für Glas und Bildende Kunst, eine Bühne für Musik und Kultur und ein Ort der grenzüberschreitenden Begegnung im Glasmacherort Frauenau im Osten Bayerns. 

Das ausdrucksstärkste Weinglas der Welt“ 
Die Familien-Glashütte Eisch selbst begeistert heute Kunden in mehr als 60 Ländern. Mehr als die Hälfte der gesamten Produktion wird heute exportiert. Ein Erfolgsgarant sind dabei die in Frauenau entwickelten und inzwischen vielfach ausgezeichneten „SensisPlus Gläser“, die die Herzen von Weinliebhabern höher schlagen lassen. Denn in diesen Gläsern erlebe der Wein eine ungeahnte Entwicklung der Aromen, sagt Eberhard Eisch. Der renommierte neuseeländische Weinbotschafter Gavin Hubble würdigte die Serie einmal als „das ausdrucksstärkste Weinglas in der Welt“. 
eisch.de 
www.bildwerkfrauenau.de 
www.glasmuseum-frauenau.de
www.frauenau.de

Wenn aus Scherben Schätze werden

Mitten im Ort Riedlhütte an der Glasstraße ist in aufwendiger Handarbeit der 1.500 Quadratmeter große „Wald-Glas-Garten“ der Familie Köck entstanden. Den herausragenden Mittelpunkt der vor zehn Jahren, 2012, entstandenen gläsernen Garteninszenierung bildet die gläserne Baumgruppe aus Fichte, Tanne und Buche — sie ragt mit einer Höhe von rund 10 Metern in den Himmel! Allein über 1.000 Glasscheiben wurden für die „Blätter und Nadeln“ der Bäume von Hand hergestellt. Auf dem Boden bevölkert allerlei Getier aus Glas den Garten:

Hirsch und Reh, Fuchs und Hühner, Eulen, Schnecken, Frösche und viele weitere Wesen. Dazu gibt es Kunstobjekte aus Glas zu sehen. Alles Gläserne wurde aus Glasscherben geschaffen, weshalb die Familie Köck ihren Betrieb „Glasscherben-Köck“ nennt. 

„Glasscherben sind unser Rohstoff und wir wollen aus Scherben Schätze machen“, sagt Florian Köck, Sohn des Initiators Erhard Köck. Die Familie wolle mit dem „Wald-Glas-Garten“ zum einen ein Zeichen für die über 550 Jahre währende Glastradition des Ortes setzen. „Zum andern wollen wir eine Symbiose aus Glas und Natur schaffen“, sagt Tanja Köck, die Schwiegertochter Erhard Köcks. 

Die Köcks: Ein Leben für das Glas 
Seniorchef Erhard Köck leitet heute das Atelier, zu dem mit der „Schatztruhe“ auch eine eigene Galerie gehört. Der gelernte Glasmacher und Hüttentechniker – er feierte 2022 seinen 72. Geburtstag – sammelte lange Jahre Erfahrung in der Glasindustrie. 
1986 hatte er die Idee, aus Scherben der heimischen Glasindustrie hochwertige Glasunikate zu schaffen. 1994 baute er seinen eigenen Schamottofen und eröffnete eine eigene kleine Studioglashütte in seiner Garage Sohn Florian ist heute Inhaber und Geschäftsführer von Glasscherben Köck. 

Er absolvierte eine Ausbildung zum Glasapparatebauer und Kunstglasbläser an der Glasfachschule in Zwiesel, die er als erster Bundessieger abschloss. Seit September 2000 ist er im Familienbetrieb als Glasmacher und Kunstbläser tätig. 2010 übernahm er das Unternehmen. Schwiegertochter Tanja betreut die Gäste und ist für die Organisation zuständig. Enkel Kilian gilt als „jüngster Glasmacher Deutschlands“. Heidi Köck, die Ehefrau des Seniorchefs, ist der „gute Geist“ im Verkauf. 
www.glasscherben-koeck.de 
www.sankt-oswald-riedlhuette.com

Spiegelau: Ein halbes Jahrtausend Gläserne Tradition

Genau 501 Jahre ist es her, dass die Glashütte Spiegelau zum ersten Mal erwähnt wurde: im Jahre 1521 im Testament von Erasmus Mospurger. Bekannt und berühmt war der Ort damals für seine feinen und exklusiven Kristallspiegel, die die Königshäuser auf dem gesamten Kontinent zu schätzen wussten. Später – ab der Mitte des 19. Jahrhunderts – waren es die kunstvoll gestalteten Schnupftabakgläser, die ihren Siegeszug von Spiegelau hinaus in die Welt antraten. Vor knapp 100 Jahren, im Jahr 1926, erhielt die Glashütte ihren aktuellen Namen: Kristallglasfabrik Spiegelau

Ob in internationalen Gourmettempeln oder auf den Serviertabletts in der First Class hoch über den Wolken: Der Name Spiegelau eroberte im 20. Jahrhundert die Welt. 
Heute ist die Marke Spiegelau Teil des österreichischen Traditions- Glasherstellers Riedel. Zu Riedel Glass Works, dessen Hauptsitz sich in Kufstein in Tirol befindet, gehört seit 2004 neben Spiegelau auch die Marke Nachtmann

Auch wenn vor Ort in Spiegelau heute keine Gläser mehr produziert werden: Die Glastradition lebt in der Marke weiter. Gläser von Spiegelau sind bis heute der Inbegriff für funktionelle und hochwertige Trinkgläser aus Kristallglas. Die langjährige Erfahrung lässt die Designer geschmackvolle und dabei alltagstaugliche Gläser entwickeln. Das Ziel: Genießern eine perfekte Balance zwischen Proportion, Form und Funktion zu bieten.

Seit 2019 gibt es zudem einen Verbindungsweg von Spiegelau in den Nachbarort Riedlhütte mit dem Thema „Wald trifft Glas“. Kunstobjekte und Informationstafeln weisen dort auf die Geschichte des Glases hin. Einige Glaskünstler haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Glastradition – wenn auch in anderer Form – wieder aufleben zu lassen. 
Als Top-Adresse für Liebhaber edler Kristallgläser gilt heute der Fabrikverkauf in Spiegelau. Das Factory Outlet – untergebracht in der ehemaligen Ofenhalle der Glasfabrik – eröffnet auf einer Fläche von 800 Quadratmetern unzählige Möglichkeiten, „gläserne Träume“ Wirklichkeit werden zu lassen. 
www.spiegelau.de 
www.ferienregion-nationalpark.de

"Mogst a Bris?"

„Mogst a Bris?“, also „Möchtest Du eine Brise?“, ist seit Jahrhunderten an den Stammtischen des Bayerischen Walds ein viel gehörter Satz. Gemeint ist der Schnupftabak, der nicht nur in Ostbayern eine große Geschichte hat. Den Tabak zu schnupfen hat eine längere Tradition als ihn zu rauchen. 

In der Zeit des 30-jährigen Krieges war das Schnupfen besonders auch beim Hochadel en vogue. Die französische Königin Catherina de Medici zum Beispiel schnupfte pulverisierte Tabakblätter, um damit Kopfschmerzen zu linden. 

Populär wird das Schnupfen im späten 18. Jahrhundert und damit auch die Gefäße, die man um Aufbewahren des Tabaks braucht. Im Bayerischen Wald entstanden solche Aufbewahrungsgefäße aus Glas. „Bixl“ werden diese Schnupftabakgläser bis heute genannt

Das „Bixl“ war immer schon etwas Besonderes, etwas, was sich der Glasmacher in der Freizeit „geschunden“ hat, um es entweder selbst zu sammeln oder einzutauschen oder um es zu verkaufen. Das „Bixl“ war zu Hause in den Hosen- und Jackentaschen, es stand stolz in den Wirtshäusern in Glasschränken oder direkt auf den Stammtischen. 

Sie erinnerten mit ihren Gravuren und Bemalungen an Festlichkeiten, Personen oder Berufsgruppen. Seit den 1960-er Jahren entwickelte sich das Schnupftabakglas immer mehr zum Sammlerobjekt. 

Das Schnupftabakmuseum in Grafenau— weltweit das erste seiner Art — nimmt Besucher mit auf eine spannende Zeitreise durch die Geschichte der „gläsernen Bixl“: Neben Kostbarem und Kuriosem steht dort heute auch das größte Schnupftabakglas der Welt. Rund 70 mal 45 Zentimeter ist es groß und über 30 Kilogramm schwer. 

Grafenau und den Schnupftabak verbindet eine besondere Geschichte: Mehr als sieben Jahrzehnte – bis zum Ende der Produktion 1974 – genoss der „echte Brasil“ aus der Bayerwaldgemeinde weit über die bayerischen Landesgrenzen hinaus einen ausgezeichneten Ruf. 
www.museum-grafenau.de 
www.grafenau.de

Glasmuseum Passau: "Das schönste Glashaus der Welt"

Kein geringerer als der erste Mensch auf dem Mond war es, der das Glasmuseum in Passau eröffnete: Der US amerikanische Astronaut Neil Armstrong kam am 15. März 1985 dafür eigens nach Niederbayern. So spektakulär wie einst die Eröffnung ist bis heute auch die Ausstellungswelt, mit der das Museum Besucher aus aller Welt begeistert: Mit rund 30.000 Gläsern ist in Passau heute die weltgrößte Sammlung Europäischen Glases zu sehen mit zum Teil mehr als 350 Jahre alten Exponaten aus Bayern, Böhmen, Österreich und Schlesien. 

Den Schwerpunkt des Museums bildet die Hochblüte der Glaskunst im 19. Jahrhundert bis zum Jugendstil. Die große Anzahl von Gläsern ermöglicht detaillierte Einblicke in die Produktion selbst einzelner Glashütten und deren Entwicklung durch die Jahrhunderte. 
„Ich habe viele Glassammlungen in aller Welt gesehen, doch keine wie diese“, sagte der frühere tschechische Außenminister Karl Fürst von Schwarzenberg einmal. Und Friedrich Dürrenmatt nannte das Glasmuseum Passau, das offiziell zum „National wertvollen Kulturgut“ zählt, „das schönste Glashaus der Welt“. 
Kenner bezeichnen das Haus heute als ein Museum von „Weltgeltung“. 

Das Glasmuseum Passau befindet sich zusammen mit dem Hotel "Wilder Mann" im selben historischen Gebäude am Rathausplatz von Passau. Dort übernachteten einst Kaiserin Sisi und später Staatsgäste wie Michail Gorbatschov und Henry Kissinger. 

„Vater“ und Gründer des Glasmuseums war der Tittlinger Georg Höltl, eine der schillerndsten Unternehmerpersönlichkeiten Niederbayerns. „Georg Höltl hatte in den Fünfzigern mit seinen Rotel-Tours-Bussen die Tourismusbranche revolutioniert“, schrieb die Süddeutsche Zeitung in ihrem Nachruf auf den Unternehmer und Mäzen anlässlich seines Todes im Alter von 88 Jahren im Jahr 2016. Georg Höltl war Erfinder der weltbekannten „Rollenden Hotels“. 

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden dank seiner Innovation Fernreisen zum ersten Mal für alle erschwinglich: Die Gäste übernachteten im Bus-Anhänger in speziellen Kabinen und konnten so ohne teure Hotel- und Flugkosten bis nach Jerusalem, Indien, in die Sahara oder nach Feuerland reisen. Ende der 1970-er und Anfang der 1980-er Jahr erwarb Georg Höltl, der selbst ein leidenschaftlicher Sammler war, vier historische Patrizierhäuser in der Passauer Altstadt, die heute Museum und Hotel beherbergen. 
Das Familienunternehmen, das aktuell Sohn Peter leitet, betreibt neben dem Hotel „Wilder Mann“ und dem Glasmuseum in Passau mehrere weitere Hotels sowie das Museumsdorf Tittling. Und auch die „Rollenden Hotels“ sind nach wie vor auf den Straßen dieser Welt unterwegs. 
www.glasmuseum.de
www.museumsdorf.com
https://tourismus.passau.de
www.rotel.de